Dienstag, 24. Juli 2007

Gleich und gleich gesellt sich gern – Die „kleine Alpenrepublik“ (Bayern-Salzburg) in Äthiopien

Neue Woche angebrochen. Wie vermutet war ich pünktlich aufgewacht: kurz nach Sonnenaufgang, kurz nach 6:00 Uhr. Also nicht so schlimm, dass ich keinen Wecker mehr habe.
Wieder im Büro meiner Chefin war ich überglücklich, einige Mails erhalten zu haben und sie beantworten zu können. Da verging schon mal einige Zeit. Überdies hatte der Bibliothekar erbarmen mit mir: Nachdem er hörte, dass ich zu seiner nächsten Lesung Anfang September nicht mehr da sein werde, gab er mir „bei Interesse“ die Kurzerzählung von Arthur Schnitzler. Ich freute mich total – ein Literaturvorschlag! Und begann zusätzlich gleich, im Internet mein Wissen über Arthur Schnitzler aufzufrischen und zusammenzuschreiben (ja, da schaut’s gell? Ich bemühe mich ja richtig, selbst produktiv zu sein!). Außerdem stellte ich meine eigene kleine Kurzgeschichte für meinen lieben kleinen Bruder fertig, die ich ihm dann heute auch mit der Post geschickt habe.
So verging die Zeit bis Mittag dann schließlich doch erstaunlich schnell! Mittagspause: Ich hatte kaum noch Birr (umgerechnet noch ca. 1 €). Also wollte ich schnell zum Arat Kilo um Geld zu wechseln. Was sich im Endeffekt als gar nicht so leicht herausstellte: Ich ging zur Commercial Bank of Ethiopia. Dort teilte man mir mir, sie wechseln kein Geld. Ich ging zur nächsten Bank. Nein, die wechseln auch kein Geld. Blieb noch die dritte Bank dort (ebenfalls eine Commercial Bank of Ethiopia) und ich wollte schon fast fragen: „Let me guess – you’re not changing money either!“. Doch ich hatte Glück. Nachdem ich kontrolliert worden war und meinen Fotoapparat beim Eingang abgeben musste (wofür ich eine Marke bekam) wurde ich in den heiligen Tempel des Mammon eingelassen. Der erste Priester verwies mich weiter an seinen Glaubensbruder. Der geleitete mich wieder weiter, in das nächste Tempelstockwerk in dessen hinterer Ecke der „Foreign currency“ gehuldigt wurde. Der Bruder ließ mich dann den Antrag ausfüllen. Name, Adresse in Äthiopien und auch noch gleich die Telefonnummer dazu. Am liebsten hätte ich ihm die Zahlen hingeschrieben, die mir der Heilige Geist zuflüsterte, aber ich war mir nicht sicher, ob er meine Weissagungen gut aufnehmen würde, würde er sie nachprüfen. Der Bruder gab mir eine spezielle Tempelmünze mit einer Nummer und wies mich an, vor dem Schalter des Hohenpriesters Platz zu nehmen, bis mich dieser aufrufen würde, damit ich den mir gebührenden Geldsegen bekomme. Nachdem ich meditierend eine halbe Stunde den gemächlich zelebrierenden Hohepriestern zugesehen hatte, wurde ich an das Allerheiligste gerufen. Dann ging alles ganz schnell und ehe ich mich versah hielt ich meine Birr in Händen und konnte preisend mit meiner Marke meinen Fotoapparat zurückerobern und den Tempel verlassen. Dann eilte ich noch schnell zur Post und gab Briefe an meine beiden Brüder und Omi auf, sowie eine Postkarte an meine Freundin Maria in Salzburg.Meine Mittagspause war um.
Fast ein wenig zu spät kehrte ich in meinen Palast zurück, wo ich plötzlich meine Chefin im Büro vorfand. Ein wenig verwirrt schlug ich großzügig vor, daweil draußen zu warten. Sie war einverstanden und so ging ich, meine Mittagspause verlängernd, in die Cafeteria und bestellte mir einen doppelten Macchiato und einen Donut. Da saßen 2 Mädels, Euroäerinnen oder Amerikanerinnen. Ich hörte sie Deutsch sprechen, ging zu ihnen hinüber, sie luden mich ein, mich zu ihnen zu setzen. Die beiden sind aus Bayern (JAAAA, Vroni!!! J ich komm halt nicht los von unserem Eckerl!!!) Und ich war natürlich hin und weg. Medizinstudentinnen in Innsbruck, ebenfalls für ein Praktikum (Mutter Theresa Organisation) einen Monat hier, erst diese Nacht angekommen. Sie lachten ziemlich und meinten, ich sehe so glücklich aus, wieder Deutsche um mich zu haben. Ich glaube, ich bin ziemlich rot geworden und meinte, es sei so auch großartig, nur einfach angenehm, wieder einmal „normal“ reden zu können. Und mit den Bayern muss ich ja wenigstens nicht meinen Dialekt verstecken und Hochdeutsch reden, damit ich verstanden werde. Wir verabredeten uns, morgen wieder zusammen zu Mittag zu essen und ich versprach mal abzuchecken, ob es in Addis zur Zeit irgendwelche besuchenswerten Veranstaltungen gibt.
Zurück im Büro fuhr ich fort, Mails zu schreiben. Ehe ich mich versah, war es bereits 16:00 Uhr, aber da ich ja eine verlängerte Mittagspause hatte und außerdem noch nicht nach Hause wollte, blieb ich noch eine Stunde.

A new week just begun. What a luck that it really works: I woke up (without my alarm of course as my mobile is broken). Went to work and occupied the office of my boss, who’s not here these days.
Jonas from the library was merciful and gave me a short story of Athur Schnitzler to read. I was really happy and made some researches on the internet to refresh my knowledge about this author. Sent some mails and finished the little story I wrote for my brother, which I am going to send him today. Noon came so soon!
I grabbed my things and went to Arat Kilo to get some money changed, as my Birr were just around 1 € anymore. I entered the Commercial Bank of Ethiopia. No, they don’t change money. Strange, strange. Ok. Next one. No, no changing. Haaa??? What’s that??? I am not trying to convince them to accept Lira! I just want to get some Euro changed! I already thought all my hope was lost as I went to the other Commercial Bank of Ethiopia. But I had luck. After they checked me and I left my camera at the entrance, I was allowed to enter the temple. The first priest sent me to a second one who guarded me one floor up, where in a corner the priest for “foreign currency” was waiting for pilgrims. I did him the honour to fill out the papers, which asked for my name, address and phone number. For one moment I thought about putting the numbers and letters to paper, the holy spirit whispered… but I was not sure, if he’d like my prophecies if he’d proof it. He gave me a token and sent me to the Guru, the guardian over the sacrificed I should face soon. I waited meditating for about half an hour before I was allowed to step in front of him. Then it all happened so fast, I received my Birr and left the temple (after getting my camera back) happily praising the livestock in my hands.
Went to the post, sent some letters to my brothers, granny and a postcard to a friend in Salzburg before returning to the institute. I was a little late and amazed as I found my boss in her office. I suggested to “wait outside” and went to the cafeteria where I ordered a double macchiato again plus a chocolate-donut (yummy!). There had been two girls, I heard them talking in German and went over to them, started talking to them. Oh, how nice: 2 Bavarians, studying medicine in Innsbruck, also here for an internship for one month, just arrived this night. They laughed and told me that I look quite happy to meet Germans again. I went red and told them that it’s pretty great here, but it’s also pleasant just to talk German as I am used to it again, without hiding my dialect and speaking “Hochdeutsch” for the people to understand it. For Bavarians this is not necessary – we’re all from the same corner. We arranged to go for dinner tomorrow and went back to work. Where I continued my mail-communication.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hi,
endlich mal jemand der sich nach Ethiopien traut.
Im Frühjahr möchte ich auch ein Praktikum dort machen. Doch jeder den ich Frage erklärt mich für verrückt, wegen der Miesen Sicherheitslage dort. Auch beim Auswärtigen Amt stehen keine wirklich ermutigenden Dinge.
Nun lasse ich mich aber nicht so leicht abschrecken und würde gerne eine Meinung hören, von jemanden der schon dort war, und die Lage etwas genauer einschätzen kann. Was meinst du den dazu? Zu sagen wäre noch, dass ich mich in der Hauptstatt und wohl in der Danakilsenke aufhalten werde.
Würde mich freuen eine Antwort zu erhalten. Dir noch viel Spaß da unten

i hat gesagt…

Hallo,
der Blog ist ja nun bereits 2 Jahre alt. Ich kann also nur von der SIcherheitslage zur damaligen Zeit etwas sagen, allerdings war die im Großen und Ganzen unbedenklich! Kriminalität ist ja auch laut Reiseführer (Lonely Planet, 2007 glaub ich) nicht sehr hoch, abgeraten wird lediglich in die Randgebiete zum Sudan, Eritrea,... zu fahren. Bewusstsein sollte man sich allerdings, dass es uU zur nächsten Gesundheitseinrichtung (Krankenhaus,etc...) sehr weit sein kann, einfach weil die Distanzen im Land groß sind.
PS: Mir haben auch viel abgeraten, hinzufahren (Familie, Freunde,...), Bedenken haben sich aber überwiegend als unbegründet erwiesen. Unangehem war lediglich das Floh-/Läuseproblem ;-)
Bie Fragen gerne auch eine e-mail schreiben!
Liebe Grüße, Eva