Montag, 16. Juli 2007

...erste Umgebungserkundung...

Freitag abend. So. Endlich nehme ich mir mal wieder die Zeit, einen ordentlichen Bericht zu schreiben. Unglaublich, wie schnell diese Woche vergangen ist!!!
Neben mir 1 Weißbrot, französischer Streichkäse, eine Dose Thunfisch, 3 Tomaten und Salz, ein Glas mit Pfirsichsaft, ein Muffin (noch aus der Cafeteria) und Bananen liegen zum Nachtmahl bereit. Der Bericht wird erst enden, wenn alles aufgegessen ist ;-)
Meinen Wecker hatte ich für heute eine viertel Stunde früher gestellt, weil ich noch Duschen gehen wollte. Er läutete, ich wollte das Licht anknipsen. Dunkelheit um mich. Bloß nicht die Birne hin, dachte ich mir. Stand auf, ging zum Bad. Kein Licht. Kein Strom. Wenigstens schon ein bisschen hell draußen, sodass ich zumindest keine Probleme mit dem Ankleiden und Sachen finden hatte. Eine fette Spinne lief quer durch mein Zimmer. Eine echt fette! Vermutlich unter dem Türspalt durchgekrochen, da ist genug Platz. Eigentlich wollte ich sie fangen und wieder in die Freiheit entlassen, ohne Licht war mir das aber nicht möglich und so sammelte ich mir im Halbdunkel meine Sachen zusammen, immer darauf bedacht nicht auf die Spinne zu trampeln, sollte sie doch noch irgendwo da rumlaufen und stellte fest, dass ich durch die verpasste Dusche (die ist nämlich im Dunkeln nicht gut durchführbar) noch ausreichend Zeit zum Frühstücken hatte.
In der Arbeit wurde ich über ein neues Projekt in Kenntnis gesetzt: Eine Ausstellung, die (sollte sie aus terminlichen Gründen doch nicht wieder abgesagt werden) im Oktober stattfinden sollte. Die mir übertragene Aufgabe „Und da können wir Ihnen jetzt auch nicht mehr weiterhelfen, weil wir das selber noch nie gemacht haben“ war, eine Ausstellungsraumanalyse zu verfassen, nach der die Versicherung der Ausstellungsstücke dann bestimmt werden sollte. Ich bekam eine Vorlage sowie einen Maßstab in die Hand und konnte mich an die Arbeit machen.
Schon ist ein halbes Weißbrot weg und der thailändische Thunfisch sieht seinem Schicksal entgegen.
Am Nachmittag der Termin mit der Druckerei. Im Goethe-Bus fahren wir Richtung Bole, wo sich besagte befindet. An den Kreuzungen immer wieder Kinder, die betteln oder Sachen verkaufen wollen. Vor allem, wenn sie Farenji sehen. Und das ist nicht nur an unseren Gesichtern, sondern auch an der Nummerntafel abzulesen. Die Nummerntafeln der Autos ausländischer Organisationen (überhaupt von Organisationen und Staaten) weisen nämlich nicht nur unterschiedliche Farben, sondern auch spezielle Nummern auf, an denen der Staat als Eigner des jeweiligen Fahrzeugs identifiziert werden kann. Keine schlechte Idee, denn soweit ich das (von Westaftika) mitbekommen habe, ist es ein großer Vorteil, herauszufinden, ob die beabsichtigten Gewaltakte auch wirklich an die richtige Stelle gerichtet werden (und davon gab/gibt es dort so einige). Kann Vorteil, kann aber auch ein (tödlicher) Nachteil sein, schafft man es nicht, irgendwie eine Kennnummer eines anderen Staates (zB die Franzosen in Westafrika, die plötzlich mit amerikanischem Nummernschild herumfahren) zu ergattern. So....zurück von unserem Exkurs zur Fahrt durch Addis: Wieder fällt mir auf, wie viele verkrüppelte Menschen es hier gibt, vor allem mit Füßen und Beinen als betroffene Gliedmaßen. Auch viele Hände und Arme, für die das gleiche gilt, aber die Häufung amputierter oder absolut verdrehter (Bezeichnung, die ich als Sanitäter benutzen würde: „abnorme Stellung“) Füße/Beine ist schon markant! (nebenbei: auch viele Augenkrankheiten, bis hin zur Blindheit, sind in vermehrtem Maße bemerkbar) Also fahren wir auf einer dieser Hauptverkehrsstraßen Richtung Süden, neben uns auf der rechten Fahrspur ein Gehandicapter auf seinem Fortbewegungsmittel, das wohl als Rollstuhlersatz dienen soll: sitzend auf einem Skateboard, mit den Armen anschiebend, zum Schutz vor der Asphaltstraße FlipFlops an den Händen. Das mit der Druckerei hat nicht so ganz geklappt. Also am Montag noch mal her. Auf der schmalen Grünfläche zwischen den Fahrtrichtungen liegt einer unter einer Palme und schläft. Ich erinnere mich, was mein Institutsleiter über die „Trägheit“ der Äthiopier gesagt hat: Alles geht hier relativ langsam. In jeder Hinsicht. Deswegen auch zu Fuß keine Eile. Denn: Was verpasst man schon?
Am Heimweg holte ich mir wieder Vorräte. Mein Brot ist aufgegessen, der Thunfisch auch. Im Hüttenviertel meiner Straße haben die Regenfälle des heutigen Nachmittags eine ziemliche Überschwemmung angerichtet, die Leute verkaufen ihre Waren nun, da es wieder aufgehört hat zu schütten, aufgebreitet auf Plastikfolien, dazwischen die Bäche, die zwischen ihren Hütten hervorrinnen und so einiges an kleinerem Müll mitschwemmen: Plastiksackerl, Bananenschalen und Maisschalen, kleinere Verpackungen,... Die Kinder spielen darin herum.
Ein paar Meter von meinem Tor entfernt kann ich es nicht vermeiden, wieder mit den Augen den Straßengraben abzusuchen... Die letzten Tage hat hier ein toter Babyhund mit hellem Fell gelegen, vielleicht 20 cm groß, mit zunehmend aufgedunsenem kleinen Bäuchlein. Ich kann ihn (Gott sei Dank) nicht mehr entdecken, vielleicht aber auch deswegen, weil an ca. dieser Stelle nun eines der blau-weißen Lada-Taxis steht...
Der heutige Bericht klingt wohl etwas hart, na ja...ich hatte ja gesagt: erst wird’s wieder, wenn Regen fällt. Ich habe versucht, in meinem heutigen Bericht eine Beschreibung, keine Wertung zu verfassen (natürlich – allein die Auswahl des Geschriebenen zeigt schon eine gewisse Wertung und der kleine, tote Hund, der ist mir schon nahegegangen). Auch trotz aller Tragik mancher Umstände hier finde ich es noch immer schön. Bis jetzt habe ich mich in meinem Berichten mit Schilderungen von Unangenehmem ja ziemlich zurückgehalten, einfach weil trotzdem meine Freude an den Dingen, die ich sehe, überwiegt. Es scheint so, als wären Lebensfreude, Lebensgeist und Lebenslust (auch in ärmlicheren Umständen) noch weitaus größer als daheim. Irgendwie würde ich doch lieber hier bleiben als wieder heim.
Die letzte Tomate ist vertilgt. Also Zeit für die Nachspeise und noch ein Glas Fruchtsaft. Der kommt übrigens (wie die meisten verfügbaren Fruchtsäfte und noch viele andere Produkte hier) aus Zypern und aus der Türkei. Ich hab ein bisschen abgenommen. Nicht, weil ich weniger esse, sondern weil meine Mahlzeiten (mal abgesehen von Nutella und der Majonaise) ziemlich fettfrei sind. Es geht mir nach wie vor super, so gut wie schon lange nicht mehr. Und die Betreuungszusage für mein Erasmussemester in Thessaloniki rettet meine gute Laune für ein ganzes Jahr! Einfach nur: wunschlos glücklich zur Zeit! Ein bisschen verwundert in dem Mail, das mir der griechische Professor schrieb, haben mich folgende 2 Sätze: „Ich gratuliere Ihnen zu dem Mut, an einer griechischen Universität ein Auslandssemester zu machen. Ihre Erfahrungen in Addis Abeba werden Ihnen dabei sicher sehr nützlich sein!“ ... Sei’s drum: Und wenn’s nur halb so gut ist wie hier in Äthiopien, dann ist das nächste Jahr erLEBENSWERT!


My lazy Saturday

...it was exactly what the headline say: I spent (more or less) the whole day in my room/in bed... reading (and eating) and with a little headache. Yes, and I washed my clothes and there’s just to hope that they ll get dry before the next rain. Actually clothes dry slow, moreover (likely high hybridity mixed with moderate temperature) always seem to be still wet somehow. Nothing more to tell, so let’s go on to

Sunday: Entoto Mountains

As I had been too lazy yesterday I took my travel guide and thought about where I am going today: North to Entoto Mountains or East to Wusha Mikael Church. Originally, I preferred the second variant, but the travel guide told me “The church is tricky to find, so ask locals en route” – which seemed a little too unspecific to me, so I chose the Entoto Mountains.
I prepared for leaving as it started raining (the really-raining!!! again). So I took off my stylish raincoat, sat down on the bed and wanted to read meanwhile, which was also not possible as there was fallout of electricity again (which seems to happen 2 times per day or so). So I did nothing for 20 min till the rain stopped. Of course now the light also worked again! I ignored the mean trick they tried to play on me and left for my trip.
I took the Minibusses till Entoto Market (really a nice marketplace and not as big and confusing as Merkato) from where I had in mind to walk up the mountain. I really underestimated that it was walking UP the hill, moreover I ran too fast (I’m not used to doing sports at that height) so I felt quite dizzy suddenly and changed to the minibus again, which brought me on top of the hill. Great view over Addis Ababa, just a pity that its always so smoggy… A nice place to be, if we leave out the children, shouting “Farenji, farenji…”, “money, money,…” or a combination of both. And the first day I pretended not to speak English, put a nice smile on my face, just using German (they thought I am French then).
Wonderful eucalyptus-woods with sheep grassing, as well as people living in it. I could not resist and took a leave to smell it the whole way I walked down the hill. The whole reminded me of jungle-pics somehow…
The since I left the house, there was no rainy cloud anymore, my raincoat in my backpack and the sun tried to convince me that it is really the land of “13 months of sunshine” here. I am willed to believe it.
On my way back I got some food for dinner: bread, tomatoes, onion, and at least also an ananas; ok, also 2 little cakes, otherwise the whole would be too healthy :-D

Mit den besten Wünschen an Vroni und Angi für ihren Praktikums- und Stef für seinen Arbeitsbeginn!

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