Montag, 6. August 2007

Meldung: Auftrag ausgeführt!

Mein kleiner Prinz, ich bringe gute Botschaft: Die Stoffe sind erstanden, meine Aufgabe durch einen glücklichen Zufall erfüllt. Die Geschichte dazu lautet folgendermaßen:
Nachdem ich mit meinem Schnupfen Mitleid erwirkt hatte und zur Linderung Ingwertee gebraut bekam, war die Erkältung am nächsten Morgen wirklich beinahe vollständig verschwunden.
Glücklich darüber machte ich mich auf den Weg, meinen deutschen Kameraden vom Kronprinzenpalast, wo er seinen Dienst versah, abzuholen. Der Hunger war es, der uns das nächste Ziel vorgab: Eine Gaststätte aufzusuchen. Was uns durch die soeben Graduierten Studenten der Addis Ababa Universität erschwert wurde. Die Straße war bevölkert von Menschen in schwarzen Talaren, freudige Gesichter, die Prüfungszeit vorbei zu wissen. Kaum durch die Menschenmassen gekämpft, fanden wir uns vor der Gaststätte mit einer äthiopischen Hochzeitsgesellschaft konfrontiert und musste wiederum weiterziehen; doch auch die nächste Einkehr war nur von kurzer Dauer, denn einzig ein Kohlgericht wurde meinem vegetarischen Begleiter offeriert. Fleischlose Mahlzeit nur an den beiden Fasttagen Mittwoch und Freitag angeboten. So zogen wir weiter, hinunter in den Süden der Stadt liefen wir, denn im Süden lässt sich die größte Auswahl finden.
Schließlich gesättigt von Ingera, Limetten-Minz- und Hibiskusfruchtsaft, Ingwer-Limetteneistee, Kaffee und Schokoladenkuchen wagten wir uns mit überfüllten Mägen an den Rückweg. Umschritten die große, weiße Kathedrale, ließen uns nach Kazanchis kutschieren und fanden uns dort an einem Markt wieder, der in unserer Wegrichtung lag. Ich schlug vor, diesen, weil er ja direkt auf unserem Weg lag, zu durchschreiten, anstatt einen Umweg außen herum zu machen. Dies erwies sich alsbald als mein Glück, den Wunsch des kleinen Prinzen erfüllen zu können: Ein Vorhanghändler bot seine Stoffe feil. Eine Beratung mit meinem deutschen Begleiter führte zu einem eindeutigen Ergebnis und der goldgelbe Stoff, durchsetzt mit dunkelrot und Blattmuster gelangte in meinem Besitz. (Ich hoffe, der Erwerb findet Gnade im Auge meines Herren).
Nun legten wir auch das letzte Wegstück zu Fuß zurück, liefen in der Dunkelheit bergan zur Unterkunft und besorgten zur Feier des Tages noch Bier und Papaya

Immer weniger können wir uns des Gefühls entwehren, den signifikant häufigen deutsch-äthiopischen Beziehungen liegen auf äthiopischer Seite zum überwiegenden Teil wirtschaftliche Gründe zugrunde, auf der deutschen Seite das Sozialprestige: Jahrelang in Afrika arbeitende (reifere) Männer / Frauen (Fernbeziehungen in diesem Ausmaß sind dann doch recht schwer durchführbar und in Afrika zu wohnen ist auch nicht jedermanns Sache), die sich vor ihrer Rückkehr ins Heimatland ein „Mitbringsel“ mitnehmen...

Sonntags strahlte uns schon am frühen Morgen die Sonne entgegen. Gemeinsam mit einem äthiopischen Sprachschüler machten wir einen Ausflug auf Entoto Mountian.
Beim Aufstieg und der damit verbundenen körperlichen Anstrengung wurde die Höhenlage wieder einmal spürbar. Und als ob das noch nicht genug gewesen wäre, begannen wir auch noch, querfeldein zu klettern. Die rote Erde durch die häufigen Regenfälle noch feucht und, überzogen auch die Felsen, was das ganze zu einer rutschigen Angelegenheit machte. Dazu die dünne Luft, ich begann den geringen Sauerstoffgehalt zu spüren, der sich sogar durch das beschleunigte Atmen kaum mehr ausgleichen ließ. Ich rief mich zu höchster Konzentration an, Schritt für Schritt bedächtig zu setzen um ja nicht abzurutschen. Sich hier eine Verletzung zuzuziehen könnte einige Probleme verursachen. Und ich hatte von uns Drein den Nachteil, weder einheimisch noch Sportkletterer zu sein.
Trotzdem war es schließlich geschafft, der Gipfel erreicht. Gerade als wir im Museum waren, begann es aufeinmal, kalt zu werden. Regen setzte ein. Wir umrundeten die bunte Kirche und begannen mit dem Abstieg. Blumen und Eukalyptusblätter wanderten in sammlerischer Absicht in meine Tasche, um sie zu Hause zu pressen.

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