Donnerstag, 16. August 2007

„Dieses Land ist eine Flohbude“

--> Zitat: Institutsleiter. Und das ist es in der Tat. Aber beginnen wir von vorne:

Montag:
Wieder – unglaublich, aber wahr – ein richtiger Arbeitstag! Am Vormittag wurde ich zu einem Meeting mit dem Institutsleiter, dem Juristen und Kulturberater der dt. Botschaft und der Kuratorin aus Dresden, die für die Ausstellung „Äthiopien – Deutschland“ verantwortlich ist. Um 10.00 Uhr begonnen artete es in ein „Monster-Meeting“ von 4 Stunden aus, war jedoch unheimlich interessant, da es so viel beinhaltete, was wir im Kulturwissenschafts-Studium gelernt hatten. Nur dass es hier um die praktische Anwendung auf hohem Niveau ging! So waren diese vier Stunden vollgepackt mit Fakten über Organisation, Transport der Kunstwerke aus Deutschland nach Äthiopien, rechtliche Informationen zum Kurierdienst und eventuelle Probleme mit Besitzansprüchen, die Äthiopien an die Kunstwerke stellen könnte, Sponsorensuche und wie schwierig es dabei ist, äthiopische Partner anzuwerben und zu gewinnen.
Pünktlich gegen Mittag – 12:00 Uhr merkte ich, dass mein Blutzucker wieder im Keller war und ich gerne was essen würde. Lief aber nicht – noch 2 Stunden Sitzung. Wenigstens super fürs Studium! Die Gäste müssen warten, bis der Fahrer kommt. Die verbleibenden 10 Minuten werden für „private“ Gespräche genützt, die sich tollerweise schnell um mein gefürchtetes Thema zu drehen beginnen: Läuse, Flöhe und Wanzen! Und schon beginnt es mich überall zu jucken, während die Deutschen die Äußerungen meines Institutsleiters bestätigen: „Hier wird jeder früher oder später von solchem Ungeziefer heimgesucht“.
Als die Versammlung endlich beendet war und ich zu Tilman in die Sprachabteilung rüberging, nahm ich eigentlich an, er sei schon essen gegangen, doch zu meiner Verwunderung war dem nicht so: Er hatte gewartet, auch wenn er sich gewundert hatte, dass das Meeting so lange brauchte.
Auch am Nachmittag hatte ich dann ebenfalls reichlich zu tun, sodass ich schließlich noch länger blieb als die Rezeptionistin und dadurch auch (was mir ein wenig Sorgen machte), den Schlüssel zum Büro mitnehmen musste.
Am Abend der große Schock: Flohbisse an meinen Fußknöcheln! Und auch mit den Läusen hab ich inzwischen so meine Bedenken...

Dienstag:
Wow, schon wieder ein ausgefüllter Arbeitstag! Ich bekam den Auftrag, die Vorschlagsliste, die Adressliste der Deutschen Botschaft und die ergänzte Boschafterliste für die Einladungen zum Konzert in der City Hall abzugleichen und durchzunummerieren. Dabei saß ich dann eigentlich auch den ganzen Tag, weil es sich dabei halt doch um ein paar Hundert Leute handelte. Überdies waren es größtenteils afrikanische Namen... Die – natürlich – eine ganz andere Orthografie aufweisen als unsere und es wunderte mich, dass es mit der Zeit doch so leicht ging, weswegen ich umso gründlicher auf Schlampigkeitsfehler kontrollierte – denn Fehler sind bei so was nicht erlaubt, können hohe Minister, Botschafter, Militärs und Geistliche bei so was schon pingelig sein! (à das hab ich im HAK-Kolleg gelernt! Also, keine Instruktion des Institutsleiters, der ist da nicht so streng)
Der Oberhammer waren zum Teil Titel oder Organisationsnamen, bei denen ich teilweise keine Ahnung hatte, welche Bedeutung den einzelnen Bezeichnungen zu Grunde liegen soll, sowie: oft unendlich lang (über 2 Zeilen)...
Nebenbei half ich der Kuratorin von Zeit zu Zeit bei Fragen oder beim Telefonieren (mit dem etwas komplizierten Vermitteln immer über die Rezeption) weiter. Mit dieser gingen Tilman und ich dann auch Mittagessen und es ergaben sich recht interessante Gespräche über unsere Tätigkeiten, Studium, Auslandsaufenthalte, Arbeit. Sie ist Ethnologin mit Spezialisation auf Afrika, bereits viel mit Ausstellungen in verschiedenen (hauptsächlich west-)afrikanischen Ländern herumgereist und eine sehr nette, sympathische, kompetente und hübsche Frau!
Der Nachmittag, ebenfalls hauptsächlich mit den Einladungslisten ausgefüllt, bescherte mir dann noch schnell eine Zwischenaufgabe als Excel-Spezialist (haha) für die Listen mit Lehrwerken der Sprachabteilung, die neu bestellt werden sollen, sowie eine kleine Internetrecherche zu Bestell- und Lieferadressen von Klett und Langenscheidt.
Heute zu faul zu kochen und zu anspruchsvoll, kalt zu essen, gingen wir am Arat Kilo im „Romina“ abendessen, bei dem sich zum nachfolgenden Kaffee ein Voodoo-Äthiopier zu uns gesellte, der mit Flüsterstimme Tilman einweihte, er brauche einen Farenji (Fremden), der ihm helfen könne... Er habe einen bösen Blick, mit dem er anderen Leuten Schaden zufügen und sie verwünschen könne, auch Tieren, und die wilden Tiere laufen davon vor ihm...pssst....nur nicht zu laut reden! Und was kann er dagegen machen? Er will doch damit aufhören! Und außerdem muss er heute nacht über die Grenze nach Kenia (à na bitte, schließendlich kam doch noch die Geldforderung!)

Mittwoch:
Uff... ja, das ist Arbeit! Tolle Woche (keine Ironie!), in der kaum Zeit für Tätigkeiten für die Universität bleibt (abgesehen von E-Mails zur Prüfungsvereinbarung).
Plan für heute: Ein paar hundert Einladungskuverts drucken. Jedes einzeln, weil komischerweise dieses Word-Programm, sowie der Drucker, keinen Seriendruck hinbekommen. Überdies meint der Drucker, jedes fünfte Kuvert mit Eigenwerbung bedrucken zu müssen, was zwar ganz dekorativ aussieht, aber nicht wirklich von Nutzem ist und einen ziemlich hohen Verschleiß darstellt. Tilman ist dennoch begeistert von dem Fehldrucken und bekommt die Kuverts von mir, um sie für Briefe heim zu verwenden.
Daheim angekommen erst mal unter die Dusche. Keine Ahnung, ob es hilft, aber mal den Kopf mit Insektenschutzmittel gewaschen, um wenigstens ein bisschen Ungeziefer loszuwerden (ich bin mir noch immer nicht sicher, ob ich tatsächlich Läuse habe oder nur Einbildung, aber wenigstens ist das Flohproblem verschwunden, seit ich mir das Autan in der Nacht auch auf die Füße schmiere).
Heute Abend werden die Kartoffel gekocht – jaaa, endlich wieder Kartoffel!!!
Ach ja: vor allem an zu Hause, ich habe mir innerlich schon eine Liste der Sachen zusammengestellt, die ich daheim unbedingt wieder essen will. Irgendwie fällt mir die Hälfte schon wieder nicht mehr ein, aber eines doch noch: Schweinsbraten mit Kraut J !!! (keine Ahnung, wieso, aber das geht mir grad voll ab, vermutlich weil ich hier nur seeeeeer gemäßigt Fleisch konsumiere).

1 Kommentar:

gerlinde hat gesagt…

das mit dem schweinsbraten ist kein problem. da du uns aber nach italien folgst, wirds wohl zuerst calamari geben! ist auch kein problem, oder?