Dienstag, 21. August 2007

Mein verlorenerer Kampf mit der Druckerei und eine geheime Küche

Wie auch die letzten Tage war auch heute wieder viel Arbeit zu bewältigen. Und dann er Krampf mit der Druckerei... die ja hoch und heilig versprochen hatte, die Sachen gegen halb Neun am Vormittag zu bringen. Natürlich passierte nix. Erneuter Anruf: Ja, in 10 min....nein, halbe Stunde...ah, innerhalb von einer Stunde ist er da. Natürlich nix... In der Nachbesprechung des gestrigen Seminars im Hilton informierte ich den Institutsleiter, der das recht locker nahm. Ist ja normal so. Wir sollten noch bis zum Nachmittag warten und dann würden wir unseren eigenen Fahrer hinschicken. Das war dann aber doch nicht nötig, da die Kuratorin gerade von der Druckerei kam und unsere Sachen mitgebracht hatte. Eine Inspektion der Lieferung ließ unseren Institutsleiter dann aber doch an die Decke gehen (und auf Französisch vor sich hinschimpfen). Es waren nicht nur die Anzahl falsch (oft viel zu viele wie 1000 statt 500), sondern das Programm auch noch ganz verkehrt gedruckt.
Ich bekam den Auftrag, der Druckerei dies mitzuteilen und ihnen zu erklären, was da alles nicht passte. Meine Frage, ob er ein Exemplar zur Hand habe, verneinte er. Er werde es sich aber gleich ausdrucken und in ein paar Minuten zurückrufen. Tat er natürlich nicht und auf wiederholte Rückrufe reagierte niemand, bis mal eine Sekretärin abnahm und meinte, der Herr sei nicht im Hause.
Da wir nun ohnehin viel zu viele Einladungskarten hatten, sollten wir die schönsten raussuchen (manche Drucke waren ein wenig verschwommen) und auslieferbereit machen. Kurz vor Vier war ich dann fertig und machte mich (aufgrund starker Kopfschmerzen, kein Wunder bei dem Theater) auf den Heimweg.

Samstag früh gings Gott sei Dank wieder gut. Gestern war im Übrigen versucht worden, unsere Steckdosenleiste im Vorraum, die keinen Strom mehr geführt hatte, zu reparieren (an der hängt nämlich auch der Kühlschrank!). Natürlich klappte wieder nix, obwohl Tilman meinte: „Als der Typ gegangen ist, hat er gemeint ‚Everything is working now!’“ (Dass so was in Äthiopien nie stimmt ist fast der Regelfall).
Am Nachmittag gingen wir nach Bole, zu Fuß, mal wieder einige Kilometer „Auslauf“, fast bis zum Flughafen. Wir hatten Hunger, Vorhaben, was zu Mittag zu essen. Unterwegs wollte uns allen Ernstes einer einen Holzstuhl (bzw Holzhocker) andrehen und während er neben uns herlief um den Preis verhandeln, bis Tilman meinte: „Even for one Birr – i would not take it!“. War ja prinzipiell ein ganz schönes Stück – aber: Was sollen wir zu Fuß mit einem massiven Holzhocker?
Beim Mittagessen im Lime Tree (ich hatte Mezze, Taboullet und Humus, wie damals im arab. Restaurant – das Zeug ist sooo gut :-) )Das Gespräch kam nun immer öfters auf Dinge, die uns hier annerven (obwohl ich da im Gegensatz zu Tilman sogar manchmal noch drüber lachen kann), wie, dass nix funktioniert, die Leute auf der Straße mit ihren Anliegen und absurden Ideen, die Kinder mit ihrem „money, money“,....
Es ist echt kein Wunder, dass manche Entwicklungshilfeprojekte nicht greifen können. Von Äthiopiern bestätigt: Es geht nur ums Überleben (meistens für einen Tag), alles darüber hinaus ist wurscht... Langfristige Planung, etc...
Kurios: Verrosteten Panzer in einem Garten gesichtet – mit einer Wäscheleine rumgespannt :-)

Jaja, unsere Küche... Die ist des Nachts abgesperrt... Aufgrund der Eventualität, es könnte jemand im Dunkel über die mit Stacheldraht versetzte Mauer klettern, in die Küche einbrechen und den Injera-Kocher oder die Kochtöpfe flauchen...
Gut, nun zum Sonntag: Schon gestern hatte ich begonnen, einige Briefe zu verfassen, und heute Vormittag fuhr ich damit fort. Außerdem musste ich unbedingt wieder mal Wäsche waschen, für die ich tatsächlich dann auch noch ein paar Sonnenstunden zum Trocknen erwischte (die einzige Möglichkeit, das Zeug auch wirklich trocken zu bekommen und nicht 1 Woche hängen lassen zu müssen, und dann ist es noch immer klamm). Also setzte ich mit auf einem Sessel zu meiner Wäsche in die Sonne und lernte ein wenig österreichisch-ungarische Geschichte für die Uni („Fin de Siecle“). Als es zu Tröpfeln begann, holte ich die Wäsche ein, die wirklich schon halbtrocken war, hängte sie über alles mögliche in Zimmer und Vorraum auf und packte meine Sachen, um in die Stadt zu gehen und mich nach ein paar Sachen umzusehen, die mich mit nach Hause nehmen kann. Natürlich fing es, gerade als ich an der Minibushaltestelle vorbeigegangen war, an zu schütten. Die Leute RANNTEN, um sich irgendwo unterzustellen, als sei es der Weltuntergang, oder sie aus Zucker. Ich glaube, viel anders würde es auch nicht aussehen, würde das Militär wieder kommen und schießen.... Ich marschierte weiter und einige Leute begannen mir zuzurufen und mit Vehemenz, fast verzweifelt zu deuten, ich solle mich doch auch unterstellen. Denen ist es unbegreiflich, wie man im Regen rumlaufen kann. Vom Arat Kilo nahm ich dann den Minibus nach Schuremira, wo ich ein paar Sachen besorgte und zu Fuß heimging.Tilman war am Vormittag in einem evangelischen Gottesdienst gewesen und erzählte mir von seinen Erfahrungen dort. Er empfand es als „unpassend und keine Möglichkeit zur Besinnung“, weil der „schmierige Prediger“ eher als Animator funktionierte, eine Band wie eine Popgruppe aufspielte und die ganze Zeit „Clap your hands“, „hands up“,... geordert wurde. „Dann doch lieber die Orthodoxen“, meinte er.

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