Freitag, 31. August 2007

Meine letzten Tage in Addis Abeba

Mittwoch
Die Ankunft der neuen Praktikantin, Miriam, stand für heute an. Kaum war ich im Institut, dufte ich wieder zurückfahren nach Hause, um dann mitzufahren zum Flughafen, um sie abzuholen. Und konnte dabei auch noch gleich nachfragen, ob mein Flug denn pünktlich gehen würde.
Natürlich wurde es wieder ein totales Chaos. Keine Ahnung, ob die Dame bei der Information überhaupt verstand, was ich wollte. Am Anfang tat sie es auf jeden Fall nicht, und nachdem ich meine Frage wiederholt hatte, sagte sei einfach: „Jaja“. Dann wurde ich, als ich auf Miriam wartete, vom Flughafenpersonal zur Seite geholt und gefragt, ob ich auf sie warte. Ja. Sie habe etwas vergessen.... Dokumente. Wo Miriam denn jetzt sei, fragte ich. Wissen sie nicht. Also wieder Miriam gesucht. Gefunden. Reingeschickt um die Dokumente zu holen. Hatte sie gar keine vergessen.
Dafür war dann meine Jacke weg... Intelligenterweise (keine Ahnung, wie man auf diese Schnapsidee kommen kann) einem Minibusfahrer mitgegeben, damit ich an ihr als Erkennungszeichen zu Miriam finde (die aber gar nicht die Jacke hatte). Die Logik hinter dieser Aktion bleibt mir bis heute verborgen... Wir auf jeden Fall beim Auto, die Jacke verschwunden und ich kurz vorm Wutausbruch (ich glaub, das war auch offensichtlich). Rumlaufen, Jacke suchen, Jacke nicht da. Erste böse Worte meinerseits. Nochmal Rumlaufen, Minibusfahrer und Jacke endlich gefunden und Abfahrt.
Zum Institut fuhr ich dann nicht mehr. Stattdessen schnell Mittagessen und dann mit Miriam in die Stadt und nach Bole. Ins LimeTree und zur Kathedrale und am Rückweg voll in den Regen gekommen. So nass war ich da noch nie. Also, dass einfach ALLES Klatschnass war, selbst die Regenjacke nichts mehr halt.
Und Tilman hatte heute wieder die Ehre, seinen Psychofreund am Arat Kilo zu treffen. Der hat sich inzwischen auch weiterentwickelt, berichtete er: Jetzt kann er den Leuten sogar schon durchs Fernsehen Schaden zufügen.
Sind doch alle mischugge...

Donnerstag
Nachdem ich anfangs angenommen hatte, es würde wieder ein absolut langweiliger Tag werden, nur am Institut rumsitzen und Zeit vertreiben, gabs dann doch noch mal (zum Abschied) so richtig „Action“: Wir fuhren zur Besichtigung zur City Hall, was allerdings recht kurz ausfiel, denn im Konzertraum, den wir zu besichtigen ausgemacht hatten, fand gerade eine Tagung statt. (Wie schön, obwohl extra ein Besichtigungstermin ausgemacht gewesen war!!!). Nachdem es mich dann fast über die unbeleuchteten Stufen mit dunkelrotem Samt überzogen auf die Schnauze gelegt hatte, kämpften wir uns durch die Baugerüste wieder ins Freie. Vermutlich auch Milenniumsvorbereitungen. Ein neuer Termin zur genauen Besichtigung – ungestört – für morgen. Ich entschied mich, nicht wieder zurück ins Institut zu fahren, sondern stattdessen mit Tilman und unserem Fahrer die Einladuungen auszufahren. Und das war eine gute Wahl, denn so lernte ich, während wir die Ministerien, Botschaften und Institutionen abklapperten, noch weite Teile Addis kennen, die ich bislang noch nicht gesehen hatte. Schön warm wars, schön sonnig. Und wieder schön viele Kinder, die uns was aufschwatzen oder bebetteln wollten. Was in unserer Verzweiflung schon zu Scherzen führte. So saßen wir gerade im Auto, als ein Weißer vorbeiging. Und Tilman fragte mich: „Willst nicht das Fenster aufmachen und ‚Farenji! Money, money!’ schrein?” Und ich darauf: „Ich sags dir: Ich würds echt tun, nur wir sitzen im Institutsbus, und ich möchte nicht, dass dann wer im Institut anruft und fragt, was da die Bediensteten aufführen!“
Nach der Arbeit zum Geldrausschleudern zum Markt nach Schuremira. Hat sich gelohnt – fette Ausbeute. Zum Schluss dann noch einen neuen Rucksack (für größeres Volumen fürs Handgepäck) gekauft und jetzt bleibt nur mehr zu hoffen, dass ich es irgendwie schaffe, alles so unterzukriegen, dass mein Übergewicht nicht auffällt.

Freitag
Natürlich: Nix zu tun. Und eigentlich nur kurz am Vormittag einen Termin bei unserem Institutsleiter um mein Praktikum zu besprechen. Lief ganz gut und interessant ab und schließendlich erhielt ich auch eine nette Praktikumbestätigung :-)
Ansonsten chattete ich noch mit Bulgarien und Griechenland, schickte ein paar Mails, schrieb eine Postkarte, die ich heute noch an meinen letzten International in die Türkei abschicken werde und ließ mir zu Mittag das letzte mal die Lasagne schmecken. Wobei auch ausgemacht wurde, dass sich Miriam und Tilman mit Elias und seiner Freundin heute abend zum Weggehen Bole treffen werden – was sich perfekt trifft, denn somit können sie mir helfen, mein ganzes Gepäck zum Flughafen zu schaffen :-)
Oh mein Gott: Das Video, bei dessen Dreh wir dabei waren... Das wird jetzt demnächst ausgestrahlt... Und anscheinend sind wir da echt drauf – als „Quotenweiße“ :-/
Am Nachmittag dann noch in die City Hall zur Besichtigung. Kaum verwunderlich, fand diesmal schon wieder eine Theaterprobe statt. Trotzdem liefen wir den Raum ab und zählten die verfügbaren Sitzplätze in den Rängen und Logen, liefen hinter die Bühne (wo es keine gesonderte Toilette für die Künstler gibt). „Das kann doch nicht wahr sein! Das kanns doch gar nicht geben!“, unser Institutsleiter. Anscheinend aber doch. Den Abgang machten wir quer durch die Probe über die Bühne, die Schauspieler schienen aber an so was gewöhnt zu sein, das brachte keinen aus der Ruhe.
Zurück ins Institut und hier sitze ich nun, noch 15 min bis zum Dienstschluss, dann heim, packen und ab zum Flughafen (und Lemongrass nicht vergessen mitzunehmen, ebenso wie noch was von der komischen Pflanze auszurupfen, die so nach Feige schmeckt...).
Mein Flug sollte pünktlich gehen und das hoffe ich auch, habe ich doch in Frankfurt lediglich 1,5 h Aufenthalt bis mein Anschlussflug nach Salzburg geht. Und darauf, den zu verpassen, bin ich nicht gerade versessen!

Abschließende Worte:
Die letzen Berichte klingen vielleicht nicht mehr so enthusiastisch... Liegt vermutlich daran, dass ich mich im Moment echt freu, heimzukommen, die letzten Tage ziemlich chaotisch waren und vor allem, weil ich noch immer angepisst bin wegen meiner abhandelgekommenen Kamera.
Generell war mein Praktikum und die Zeit hier aber wirklich toll und ich möchte gerne in ein paar Jahren wieder herkommen (und vor allem noch mehr vom Land sehen!!!). Gelernt habe ich einiges – zB auch, mein Studium nicht mehr schlechtzumachen, weil ich gesehen habe, dass es ja doch was bringt (haha). Dinge (und noch viel mehr Leute) zu ignorieren. Kontakte und Freunde und viele interessante (und nützliche) Menschen kennen gelernt (mit denen ich auch weiter in Verbindung bleiben werde) und in Zukunft was Nettes für den Lebenslauf ;-)...

Somit werde ich mich jetzt wohl verabschieden, eventuell mal noch einen Nachtrag für den Blog schreiben. Ansonsten sehe ich wohl einen Teil von euch in der nahen Zukunft wieder – worauf ich mich schon freue :-)
Bis bald und liebste Grüße,
Evchen/Äffchen/Evaki/...

1 Kommentar:

Mogwai hat gesagt…

welcome back!!!!!!!